Ein Schloss erwacht zu neuem Leben

Seit 2015 wird Schloss Grades von Kunsthistoriker Constantin Staus-Rausch revitalisiert. Das Ziel: Der Geschichte Raum zu geben, Menschen dafür zu begeistern und für die Kultur ein neues Zuhause zu eröffnen. Eines, wo Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft bestens koexistieren können.

Fragt man Schlossherrn Staus-Rausch, warum er als gebürtiger Wiener damals mit 25 Jahren den Weg von der lebenswertesten Stadt der Welt ins malerische Metnitztal eingeschlagen hat, bekommt man prompt die Antwort: „Sie fragen mich im Prinzip danach, was das Leben am schönsten Ort der Welt lebenswert macht.“ Seit 2015 erwecken der junge Kunsthistoriker und seine Frau Schloss Grades behutsam aus seinem Dornröschenschlaf und hauchen den alten, geschichtsträchtigen Mauern mit viel Liebe zum Detail wieder neues Leben ein. „Der Ort ist ein Kraftplatz. Die Burg diente den Bischöfen von Gurk als Residenz und Wehranlage, war nach dem Verkauf in den 1990er Jahren lange in Privatbesitz, schlummerte vergessen vor sich hin und erlebt heute ihre Renaissance.“ Staus-Rausch selbst besichtigte die Burg einst an einem verregneten, düsteren Tag, war anfangs skeptisch und sah sich mit dem schlechten Zustand und einer unübersehbaren Baustelle konfrontiert. Schon deuteten die Zeichen eher gegen dieses Unternehmen, da besichtigte er noch die nahegelegene Wallfahrtskirche St. Wolfgang ob Grades. Hier änderte sich die ablehnende Haltung schlagartig: „Das ist es. Hier will ich heiraten, leben und meine Kinder aufwachsen sehen.“

Fruchtbarer Boden für Kultur

Heute ist er sich sicher: „Das Schloss hat uns genauso gefunden, wie wir das Schloss.“ Sein erklärtes Ziel ist es, dieses Kulturjuwel noch vielen anderen Menschen aus Nah und Fern zugängig zu machen: „Die Räumlichkeiten sind im Umfang von 90 Prozent für die Öffentlichkeit zugänglich. Ein fruchtbarer Boden für Kultur. Die Renovierungsarbeiten sind mittlerweile abgeschlossen, die notwendige Infrastruktur wurde geschaffen, nun soll das Haus mit kulturellen Aktivitäten belebt werden: „Es ist erfreulich zu sehen, dass wir einen fruchtbaren Boden für Kultur erschaffen haben. Die Nachfrage an Führungen und Veranstaltungen steigt beharrlich. Uns ist es ein großes Anliegen, die Leute dafür zu sensibilisieren, dass alte Gebäude mit ihren Schönheitsfehlern, nicht automatisch abbruchreif sind.“ Derzeit befindet man sich im Aufbau eines umfangreichen Veranstaltungsprogramms. Davon sind Theater, Musik und Kulinarik gleichermaßen betroffen. Auch die Umgebung soll intensiv mit einbezogen werden. Unter anderem ist ein kleines Festival in Planung, das auch die umliegenden Gemeinden und das Gurktal miteinbeziehen soll. Dabei soll immer dem Ort, seiner Geschichte und den lokalen Möglichkeiten Rechnung getragen werden. Uns ist bewusst, dass wir im ländlichen Bereich nicht die großen Opern aufführen können. Vielmehr stellen wir uns die Frage, was die Menschen hier in der Vergangenheit an kulturellen Aktivitäten erlebt und mitgemacht haben. Diese Eindrücke sollen in einen Kontext mit dem zeitgenössischen Kunstschaffen gesetzt werden. Wir schauen bewusst in die eigene Vergangenheit und versuchen über diesen Ort eine Verbindung zu schaffen zwischen der Gegenwart, der Vergangenheit und der Zukunft für alle Altersgruppen.“

Langfristiges Engagement

Natürlich wird der Nachwuchs auf Besucherseite ebenfalls eingebunden, spezielle Führungen für Kindergärten und Volksschulen sollen einen spielerischen Zugang ermöglichen. Zweifel an dem Projekt hatte Constantin Staus-Rausch nie. „Es ist ein Projekt, welches mir sehr am Herzen liegt, nicht nur wegen der öffentlichen Aspekte, sondern aus ganz persönlichen Beweggründen. Ich liebe meine Heimatstadt Wien, aber sie hat sich verändert, es ist nicht mehr der Platz, wo ich das ganze Jahr über sein möchte, wo meine Kinder aufwachsen sollen. Darum bin ich gerne fortgegangen. In Grades habe ich die Natur, den Wald, die Jagd, ein faszinierendes Haus und es vergeht kein Tag, an dem wir nicht etwas Spannendes, Neues entdecken.“ Und wenn die Sehnsucht nach der Abwechslung der Städte doch zu groß werden soll, so ist es ein Katzensprung nach Italien oder Slowenien, denn Ljubljana und Venedig liegen genauso vor der Haustür wie Salzburg und Wien. Wir leben im Herzen Europas in einem faszinierenden Bereich, der eindrucksvoll durch die Tradition geprägt ist und uns sehr gefällt. Nein, ich habe die Entscheidung, hier her zu kommen noch keine Sekunde bereut.“

Schloss Grades

Constantin M. Staus-Rausch

Öffnungszeiten
Führungen nach telefonischer Voranmeldung.

Eintrittspreis
10 Euro pro Person

Schlossstraße 1
9362 Grades
T.: +43 699 108 12 007
E: info@schloss-grades.com
www.schloss-grades.com