Mut zur Lücke

Seit 2012 fungiert der Verein Kultur Marktlücke unter der Familie Marktl als „Lückenfüller“ im allsommerlichen Theaterprogramm der Region Mittelkärnten. Wo anderenorts Komödien und Lustspiele zur Aufführung gelangen, erwartet den Besucher im Pflegerhauskeller der Burg Hochosterwitz ernste Kost. Zum Nachdenken und Aufwühlen. Für Bühnenerlebnisse, die bleiben, sich einbrennen und wachrütteln.

„Der Mensch ist nichts anderes, als was er selbst aus sich macht.“ Worte, die der Hauptvertreter des Existentialismus, Jean-Paul Sartre, einst zu Papier brachte. Worte, die nie verblassen, sondern vielmehr anspornen und Umtriebige wie Herbert Marktl stetig dazu veranlassen, sich mit kreativen Schaffensprozessen auseinanderzusetzen. „Theater ist Lebensbildung und hat mich zu einem wertvolleren, gehaltvolleren Menschen gemacht.“ Eine Entwicklung, die Zeit zum Reifen brauchte, fand er die Leidenschaft zu Text und Bühne erst im Alter von 30 Jahren. „Seit drei Jahrzehnten darf ich als Mitglied der Friesacher Burghofspiele in die verschiedensten Rollen auf der Petersberg-Bühne schlüpfen.“ Doch seine Schauspielerseele suchte neben der Komödie stets das Drama. 2012 brachte sein Sohn Peter den Stein endgültig ins Rollen: Mit der Aufführung des Stückes „Die Box“, einer selbstgeschriebenen Theaterfassung des Hollywoodstreifens „Buried – Lebendig begraben“ feierte die Kultur MarktLücke ihre Premiere. Der Titel lässt es erahnen, dass das Stück damals einen dunklen, beklemmenden Raum benötigte. „Ein Jahr vor der Entstehung des Projekts, zeigte mir mein Freund und Burgherr Karl Khevenhüller-Metsch die Kellergewölbe der Burg Hochosterwitz. Da stand ich und wusste: Das ist es. Hier will ich Theater machen.“ Klein, intim, persönlich. Mit maximal 50 Sitzplätzen. Und einem qualitativ hohen Niveau.

Von Sartre bis Setzwein

Der Name MarktLücke steht dabei stellvertretend für die Familie Marktl selbst und dem Anliegen, diese vermeintliche Lücke im Theater der Region zu beschließen. Die Themen, die zur Aufführung gelangen, sollen nachhallen. Ob das nun Jean-Paul Sartres „Geschlossene Gesellschaft“ ist, „3165 – Monolog eines Henkers“ von Bernhard Setzwein oder Uraufführungen wie „Paulus im Häfen“ – dem Ruf, gesellschaftskritische Stücke zu inszenieren, will man die Treue halten. „Das ist schon eine ganz interessante Sache, in die Welt einer Person einzutauchen, die Menschen exekutiert, wie eine andere Fliegen erschlägt. Wenn man sich mit solchen Charakteren befassen darf, die für einen eigentlich unverständlich sind, mit grausamen Gedanken, dann lernt man sie mit der Zeit zu verstehen, kommt ihnen sehr nahe. Resümierend denke ich, dass man durch den Spiegel solcher das Leben selbst besser versteht, unterschiedliche Situationen besser beurteilen kann.“

Besonderer Ort mit besonderer Akustik

Der Ort am Fuße der Burg Hochosterwitz selbst, der einstige Versorgungskeller, lässt solchen Projekten den nötigen Raum. Zudem ist die Akustik grandios. „Das Gewölbe ist sehr zerklüftet, viele Steine in den Mauern fehlen, der Boden besteht aus Schotter und es gibt keine einzige glatte Oberfläche. All diese Umstände sind dafür verantwortlich, dass dieser Raum ideal für das Theater ist, weil man jedes vermeintliche Flüstern in jedem Winkel hören kann. Das erzeugt zudem eine unglaubliche Spannung. Alles ist hörbar. Sogar das Atmen.“

Keine Zeit für faule Ausreden

Die Zeit für Proben, Organisation und die Aufführungen selbst, die nimmt sich Herbert Marktl einfach: „Keine Zeit zu haben, ist hauptsächlich eine Ausrede, dass man etwas nicht will. Ich habe es gewollt.“ Und diese Leidenschaft hat er unbewusst bereits weitergegeben, seine vier Kinder sind mittlerweile genauso theaterbegeistert wie er. Der Erfolg gibt seinem Weg recht: „Mit Peter Beck konnten wir in den letzten Jahren zudem einen Profi-Regisseur gewinnen, der hier seine Heimat gefunden hat.“ Zudem bietet der Keller für all jene einen Platz, die sich ausprobieren möchten. „Wir laden Künstler jeglichen Alters ein, sich auf der Bühne zu versuchen und sehen uns als Theater der Experimente. Wer etwas Besonderes schaffen möchte, ist bei uns am richtigen Ort.“ Letzteres ist wohl einer seiner Lebensphilosophien geschuldet: „Mein Leben ist ausgefüllt mit Tun und ich denke, das ist ein wesentlicher Bestandteil von mir. Jeder ist aufgerufen, sein Leben so zu gestalten, wie er es möchte und wie er glaubt, glücklich zu sein. Ich habe mir zum Grundsatz gemacht, nicht dem Leben mehr Jahre, sondern den Jahren mehr Leben zu geben.“

Kultur MarktLücke

Gegründet im Jahr 2012

Obmann
Herbert Marktl

Vereinskontakt
Haupstraße 12
9314 Launsdorf
Tel.: +43 650 792 27 58
E kultur.marktluecke@gmx.at

Veranstaltungsort
Pflegerhauskeller / Burg Hochosterwitz
Hochosterwitz 4
9314 Launsdorf